Imani Jacqueline Brown lebt und arbeitet in London, UK, und New Orleans, US

 

Das Marschland im US-Bundesstaat Louisiana wird dominiert von der Fossilbrennstoffindustrie, der Erbin der vom Extraktivismus geprägten Logik und Landschaften des Siedlungskolonialismus und der Sklaverei. Mineralöl- und Erdgaskonzerne haben etwa 16 000 Kilometer Kanäle angelegt und rund 90 000 Öl-und Gasquellen erschlossen, die über 80 000 Kilometer an Pipelines mit mehr als 200 Produktionsanlagen des „Petrochemischen Korridors“ verbunden sind. Diese invasive Infrastruktur zerstört die Ökosysteme Louisianas. Die Kanäle vernichten die Pflanzen, deren Wurzeln die Sedimente zusammenhalten und auf diese Weise das Land vor Erosion schützen. Seit den 1930er-Jahren sind über 5 000 Quadratkilometer Marschland ins Meer gespült worden.

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Imani Jacqueline Brown, What remains at the ends of the earth? [Was bleibt am Ende der Welt?], 2022, Installationsansicht, 12. Berlin Biennale, Akademie der Künste, Hanseatenweg, 11.6.–18.9.2022, Foto: dotgain.info

Diese Gegend hat viele Namen. Sie wird als „German Coast“ bezeichnet, nach den deutschen Siedlerkolonist:innen, die neben den französischen und spanischen Siedler:innen das Land eroberten, oder als „Plantation Country“ in Anlehnung an das Korsett aus Plantagen, das den fruchtbaren Mississippi einschnürt. Als „Cancer Alley“ ist sie berühmt-berüchtigt für die giftigste Luft in den Vereinigten Staaten. Vor langer Zeit nannten die Indigenen Völker diese Region „Bulbancha“, das Land der vielen Sprachen. Aber wie lange wird es noch existieren?

Sein Boden birgt die Geschichte von 300 Jahren extraktiver Gewalt, aber auch den Widerstand dagegen. Versklavte Menschen pflanzten einst Magnolien und Weiden, um die Gräber ihrer Lieben zu markieren. Heute dienen diese sorgfältig gepflegten Mikroökosysteme Schwarzen Aktivist:innen im Kampf gegen den Raubbau.

Imani Jacqueline Brown

Die Foto-, Film- und Tonaufnahmen für diese Videoanimation hat Imani Jaqueline Brown im Jahr 2022 gemacht, während sie Louisianas stark industrialisierte Küstenregion zu Fuß, mit dem Kanu, dem Auto und einem Leichtflugzeug erkundete. Die von der Künstlerin animierten GIS-Linien und -Punkte zur Darstellung von Kanälen, Pipelines und Ölquellen basieren auf Material aus dem Louisiana Department of Natural Resources (2021). Die Satellitenaufnahmen lieferte Google Earth (2022). Die Karten stammen aus dem US Public Land Survey System (PLSS) (1830–1860). Das PLSS diente den Vereinigten Staaten als erstes Instrument zur Umwandlung Indigenen Landes in Privateigentum und zugleich als Blaupause für den fortwährenden Extraktivismus.

Ausstellungen

The Whole Life Academy Berlin, 2021, Haus der Kulturen der Welt, Berlin (DE)

CC: World, 2020, Haus der Kulturen der Welt, Berlin (DE)

Film the Police! Countersurveillance and Community Activism, 2020, New York University, New York City (US)

Imagining De-Gentrified Futures, 2020, Apexart, New York City (US)

Gotong Royong. Things we do together, 2017, Ujazdowski Castle – Centre for Contemporary Art, Warschau (PL)