Künstler:innen
Thuy-Han Nguyen-Chi
Thuy-Han Nguyen-Chi lebt und arbeitet in Berlin, DE, und London, UK
Thuy-Han Nguyen-Chis Arbeit für die 12. Berlin Biennale, This undreamt of sail is watered by the white wind of the abyss [Dies ungeahnte Segel wird vom weißen Wind des Abgrunds gewässert, 2022], zieht seine Betrachter:innen in die „blauen Savannen der Erinnerung und Vorstellungskraft“(1) hinein. Der Bluescreen dient als Hintergrund einer Szene, die eine Projektion und eine Fotografie enthält, ein Boot und ein Krankenhausbett, eine Sauerstoffmaske und eine feuerfeste Pflanze. Er erlaubt der Szene, in jeglicher Zeit, an jeglichem Ort zu existieren. Der unter der Ko-Regie der Mutter der Künstlerin, Thuyền Hoa, entstandene Film betrachtet die komplexen Beziehungen zwischen Kino, Erinnerung und Geschichte. Er verwebt Fragmente der Irrfahrt einer Frau, die auf einem Boot den Ozean zwischen Vietnam und Thailand überquert und nach dem US-amerikanischen Krieg in Vietnam weiter nach Deutschland reist. Die Grenzen zwischen Regisseurin und Darstellerin, Dokumentation und Fiktion, Mythologie und Science-Fiction verschwimmen.
Die hybride Skulptur fungiert in Anlehnung an Édouard Glissants „offenes Boot“, in dem das Boot als Abgrund, Gebärmutter und Matrix erscheint, als ein Vehikel, das die Betrachter: innen sowohl in den Ozean als auch in den Wald teleportiert. Unseren Augen werden gleichzeitig zwei distinkte Ereignisse der 1970er-Jahre vorgeführt: Eine Geflüchtete treibt unter Wasser, nachdem sie sich aus einer bedrohlichen Situation auf einem Boot im Südchinesischen Meer befreit hat und ein Revolutionär, der in einem US-amerikanischen Bombardement verwundet wurde, liegt auf einem Operationstisch in einer medizinischen Klinik im U Minh-Wald.(2) Diese Videoinstallation lässt Zeit und Raum, Tod und Leben, Notstand und Entstehung ineinanderfallen. Sie ist ein Portal in einen Raum, in dem wir eingeladen sind, unsere Vorstellung von Freiheit zu erweitern.
(1) Édouard Glissant, Poetics of Relation, Ann Arbor 1997, S. 7.
(2) Võ An Khánh, Mobile Militärklinik während der Zeit, in der der Feind den U Minh-Wald entlaubt, 1970, Fotografie.
Đỗ Tường Linh
Installation Credits
Gestaltung der Installation: Georgios Vlasios Pakalidis
Koordination: Jens Franke
Skulpturen: Suad Arifagic, Viola Eickmeier (Studio Violet)
Produktion: Emma Barfoed, Tobias Euler, Georgios Vlasios Pakalidis, Laxlan Petras
Film Credits
Produktion: Thuy-Han Nguyen-Chi, Maria Pham
Darsteller:innen: Anonym, Anonym, Huhn, Qualle
Regie: Thuy-Han Nguyen-Chi, Thuyen Hoa
Regieassistenz: Johannes Lehnen
Kinematograf: Hoang-Son Doan
Kameraassistenz: Makrem Ayari
Unterwasser-Kinematograf: Alexandra Brixy
Unterwasserkamera-Assistenz: Saskia Luft
Sicherheitstaucher:innen: Catalin Bindu, Luciano Ellul, Marco Spinedi
Computergrafik: Dalena Tran
Fotografie: Julian Irlinger
Standort-Scouts: Dymar Angileri, Maria Pham, Thuy-Han Nguyen-Chi
Filmschnitt: Liyo Gong
Tonschnitt: Valentin Mazingarbe
Tontechnik: Mads Ulriksen
Field Recordist: Francesco Fabris
Komposition: Vincent Yuen Ruiz
Bassflöte: Louise Hjorth Hansen
Cello: Flavia Passigli
Kontrabass: Vincent Yuen Ruiz
Flöte: Elisa Azzara
Schlagzeug: Greta Eacott, Szymon Gąsiorek, Francesco Toninelli
Bratsche: Pauline Hogstrand
Viola da Gamba: Nicole Hogstrand
Tontechnik (Sewing Bodies): Tommy Kamp Vestergaard
Mixing (Sewing Bodies): Jesper Nørbæk
Mastering (Sewing Bodies): Joel Krozer
Komposition, Performace, Produktion (Song): Franziska Aigner
Poesie (Chant Chữ Chết): Quyen Nguyen-Hoang
Mixing (Lied): Tim Roth
Mixing (Klangkomposition): Enyang Urbiks
Mastering (Gesang und Klangkomposition): Enyang Urbiks
Kolorist: Loup Brenta
Gedicht (One Hundred Eggs): Thich Nhat Hanh
Übersetzung Untertitel: Thuy-Han Nguyen-Chi
Lektorat und Korrektorat: Bassem Saad
Untertitelung: Thuy-Han Nguyen-Chi
Besonderen Dank an Kader Attia, Marie Braad, Clémentine Coupau, Đỗ Tường Linh, Jacob Fabricius, Stefanie Hessler, Hinrik Aron Hilmarsson, May Adadol Ingawanij, Awa Konaté, Lars Bang Larsen, Mads Mikkelsen, Joshua Oppenheimer, Tryggvi Kolviður Sigtryggsson, Simon Starling, Vu Tran, Thorsten Trimpop, Senthuran Varatharajah, Mette Woller, Wong Binghao, MARITIM Antonine Hotel & Spa und ‚T Silsomhof.
Sewing Bodies ist ein Auszug aus dem Album Le seul salut que je connaisse; Courtesy of Sensorik Verden.
In Auftrag gegeben und koproduziert von der Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst
Mit Unterstützung von Art Hub, Kopenhagen; Blue FX Film, Oberhausen; Camescoop, Brüssel; Cobalt Films, Brüssel; The Outpost, Hanoi; Sàn Art, Saigon; Studio Violet, Berlin; Whitechapel Gallery, London; Yeo Workshop, Singapur
Ausstellungen
They breathe, the celestials, 2022, Maxim Gorki Theater, Berlin (DE)
Thinking Beyond–Moving Images for a Post-Pandemic World, 2021, The Manifattura Tabacchi, Florence (IT)
This is a Meat City, 2021, Art Hub Copenhagen, Kopenhagen (NO)
Sets and Scenarios, 2020, Nottingham Contemporary, Nottingham (UK)
Screening Nature, 2020, Sàn Art, Saigon (VT)
A Situation Which Resists Completion, 2019, Atletika, Vilnius (LT)
What My Eyes Behold Is Simultaneous, 2019, SITE Galleries, Chicago (US)
Die Stelle des Schnitts, 2018, Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft, Nürnberg (DE)
Otobong Nkanga: Crumbling Through Powdery Air, 2015, Portikus, Frankfurt/Main (DE)
Parked Like Serious Oysters: Absolventen der Städelschule, 2015, MMK – Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main (DE)