Thuy-Han Nguyen-Chi lebt und arbeitet in Berlin, DE, und London, UK

 

Thuy-Han Nguyen-Chis Arbeit für die 12. Berlin Biennale, This undreamt of sail is watered by the white wind of the abyss [Dies ungeahnte Segel wird vom weißen Wind des Abgrunds gewässert, 2022], zieht seine Betrachter:innen in die „blauen Savannen der Erinnerung und Vorstellungskraft“(1) hinein. Der Bluescreen dient als Hintergrund einer Szene, die eine Projektion und eine Fotografie enthält, ein Boot und ein Krankenhausbett, eine Sauerstoffmaske und eine feuerfeste Pflanze. Er erlaubt der Szene, in jeglicher Zeit, an jeglichem Ort zu existieren. Der unter der Ko-Regie der Mutter der Künstlerin, Thuyền Hoa, entstandene Film betrachtet die komplexen Beziehungen zwischen Kino, Erinnerung und Geschichte. Er verwebt Fragmente der Irrfahrt einer Frau, die auf einem Boot den Ozean zwischen Vietnam und Thailand überquert und nach dem US-amerikanischen Krieg in Vietnam weiter nach Deutschland reist. Die Grenzen zwischen Regisseurin und Darstellerin, Dokumentation und Fiktion, Mythologie und Science-Fiction verschwimmen.

 

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Thuy-Han Nguyen-Chi, This undreamt of sail is watered by the white wind of the abyss, [Dies ungeträumte Segel wird vom weißen Wind des Abgrunds gewässert], 2022, Installationsansicht, 12. Berlin Biennale, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, 11.6.–18.9.2022, Foto: Jens Franke / Art and Architecture Documentation

Die hybride Skulptur fungiert in Anlehnung an Édouard Glissants „offenes Boot“, in dem das Boot als Abgrund, Gebärmutter und Matrix erscheint, als ein Vehikel, das die Betrachter: innen sowohl in den Ozean als auch in den Wald teleportiert. Unseren Augen werden gleichzeitig zwei distinkte Ereignisse der 1970er-Jahre vorgeführt: Eine Geflüchtete treibt unter Wasser, nachdem sie sich aus einer bedrohlichen Situation auf einem Boot im Südchinesischen Meer befreit hat und ein Revolutionär, der in einem US-amerikanischen Bombardement verwundet wurde, liegt auf einem Operationstisch in einer medizinischen Klinik im U Minh-Wald.(2) Diese Videoinstallation lässt Zeit und Raum, Tod und Leben, Notstand und Entstehung ineinanderfallen. Sie ist ein Portal in einen Raum, in dem wir eingeladen sind, unsere Vorstellung von Freiheit zu erweitern.

 

(1) Édouard Glissant, Poetics of Relation, Ann Arbor 1997, S. 7.

(2) Võ An Khánh, Mobile Militärklinik während der Zeit, in der der Feind den U Minh-Wald entlaubt, 1970, Fotografie.

Đỗ Tường Linh

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Thuy-Han Nguyen-Chi, Into The Violet Belly [In den gewalttätigen Bauch], 2022, Film, Farbe, Ton

19′28′′, Filmstill, © Thuy-Han Nguyen-Chi

Installation Credits

Gestaltung der Installation: Georgios Vlasios Pakalidis

Koordination: Jens Franke

Skulpturen: Suad Arifagic, Viola Eickmeier (Studio Violet)

Produktion: Emma Barfoed, Tobias Euler, Georgios Vlasios Pakalidis, Laxlan Petras

Film Credits

Produktion: Thuy-Han Nguyen-Chi, Maria Pham

Darsteller:innen: Anonym, Anonym, Huhn, Qualle

Regie: Thuy-Han Nguyen-Chi, Thuyen Hoa

Regieassistenz: Johannes Lehnen

Kinematograf: Hoang-Son Doan

Kameraassistenz: Makrem Ayari

Unterwasser-Kinematograf: Alexandra Brixy

Unterwasserkamera-Assistenz: Saskia Luft

Sicherheitstaucher:innen: Catalin Bindu, Luciano Ellul, Marco Spinedi

Computergrafik: Dalena Tran

Fotografie: Julian Irlinger

Standort-Scouts: Dymar Angileri, Maria Pham, Thuy-Han Nguyen-Chi

Filmschnitt: Liyo Gong

Tonschnitt: Valentin Mazingarbe

Tontechnik: Mads Ulriksen

Field Recordist: Francesco Fabris

Komposition: Vincent Yuen Ruiz

Bassflöte: Louise Hjorth Hansen

Cello: Flavia Passigli

Kontrabass: Vincent Yuen Ruiz

Flöte: Elisa Azzara

Schlagzeug: Greta Eacott, Szymon Gąsiorek, Francesco Toninelli

Bratsche: Pauline Hogstrand

Viola da Gamba: Nicole Hogstrand

Tontechnik (Sewing Bodies): Tommy Kamp Vestergaard

Mixing (Sewing Bodies): Jesper Nørbæk

Mastering (Sewing Bodies): Joel Krozer

Komposition, Performace, Produktion (Song): Franziska Aigner

Poesie (Chant Chữ Chết): Quyen Nguyen-Hoang

Mixing (Lied): Tim Roth

Mixing (Klangkomposition): Enyang Urbiks

Mastering (Gesang und Klangkomposition): Enyang Urbiks

Kolorist: Loup Brenta

Gedicht (One Hundred Eggs): Thich Nhat Hanh

Übersetzung Untertitel: Thuy-Han Nguyen-Chi

Lektorat und Korrektorat: Bassem Saad

Untertitelung: Thuy-Han Nguyen-Chi

Besonderen Dank an Kader Attia, Marie Braad, Clémentine Coupau, Đỗ Tường Linh, Jacob Fabricius, Stefanie Hessler, Hinrik Aron Hilmarsson, May Adadol Ingawanij, Awa Konaté, Lars Bang Larsen, Mads Mikkelsen, Joshua Oppenheimer, Tryggvi Kolviður Sigtryggsson, Simon Starling, Vu Tran, Thorsten Trimpop, Senthuran Varatharajah, Mette Woller, Wong Binghao, MARITIM Antonine Hotel & Spa und ‚T Silsomhof.

Sewing Bodies ist ein Auszug aus dem Album Le seul salut que je connaisse; Courtesy of Sensorik Verden.

In Auftrag gegeben und koproduziert von der Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

Mit Unterstützung von Art Hub, Kopenhagen; Blue FX Film, Oberhausen; Camescoop, Brüssel; Cobalt Films, Brüssel; The Outpost, Hanoi; Sàn Art, Saigon; Studio Violet, Berlin; Whitechapel Gallery, London; Yeo Workshop, Singapur

Ausstellungen

They breathe, the celestials, 2022, Maxim Gorki Theater, Berlin (DE)

Thinking Beyond–Moving Images for a Post-Pandemic World, 2021, The Manifattura Tabacchi, Florence (IT)
This is a Meat City
, 2021, Art Hub Copenhagen, Kopenhagen (NO)

Sets and Scenarios, 2020, Nottingham Contemporary, Nottingham (UK)
Screening Nature, 2020, Sàn Art, Saigon (VT)
A Situation Which Resists Completion, 2019, Atletika, Vilnius (LT)

What My Eyes Behold Is Simultaneous, 2019, SITE Galleries, Chicago (US)
Die Stelle des Schnitts
, 2018, Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft, Nürnberg (DE)

Otobong Nkanga: Crumbling Through Powdery Air, 2015, Portikus, Frankfurt/Main (DE)

Parked Like Serious Oysters: Absolventen der Städelschule, 2015, MMK – Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main (DE)