Tejswini Narayan Sonawane lebt und arbeitet in Solapur, IN

 

Mit ihren Holzschnitten und -stichen und ihrer eigenwilligen Motivik stellt die Druckgrafikerin Tejswini Narayan Sonawane die großen Werke der Bengalischen Schule in den Schatten. Sie überlagert Selbstporträts mit der Abbildung von Tieren und sticht dabei das Holz so, dass tiefe Formen der Verbindung als Metaphern unserer eigenen Gefühlszustände entstehen. Katzen und Vögel bringen ihre Gefühle mit spielerischer Leichtigkeit zum Ausdruck; sie verstecken sich weder hinter täuschenden Masken, noch verbergen sie ihren Schmerz, ihren Verdruss oder ihre Zuneigung. Mag die Liebe bei Tieren angesichts ihres begrenzten Gedächtnisses als endliche Angelegenheit erscheinen, so lieben sie dessen ungeachtet bedingungslos und kämpfen lediglich für Grundbedürfnisse wie Nahrung, Territorium und Reproduktion. Im Gegensatz dazu schaffen Menschen Institutionen wie Religion und Nationalstaat, um ihre primären Ängste und Wünsche zu verschleiern.

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Tejswini Narayan Sonawane, A Migrant – III [Ein:e Migrant:in – III], 2018 , Radierung auf Papier , 25,4 × 33 cm © Tejswini Narayan Sonawane

The Unbearable [Das Unerträgliche, 2019] ist ein dicht gedrängtes Porträt zweier Menschen. Ohne Ablenkungen wie Arbeit, Freund:innen und Routinen wurde das Zusammenleben von Ehepartner:innen und Familien während der Pandemie unerträglich. Die Flut der Sozialen Medien hat uns immer wieder unser unglückliches Selbst vorgehalten, das im Leben zu Hause gefangen war. Der indische Dichter Kabir schrieb im 15. Jahrhundert, unser Körper sei ein Haufen von Sünden und Fehlern. In der letzten Zeit hingegen hat die Liebe Eingang in die performative Praxis gefunden, um unsere Fehlleistungen und Enttäuschungen in Form von Ritualen und theatralischen Handlungen zu kompensieren. Das Gewicht unseres emotionalen Ballastes können wir durch Gesang und Tanz, durch Hochzeitstraditionen und andere festliche Anlässe zwar entlasten, doch wie steht es um unsere Erwartungen an den Anderen? Bei Sonawanes Drucken handelt es sich um Akte der Vergebung, die zur Läuterung und zur Annahme unseres Selbst verhelfen. Denn erst wenn wir beginnen, uns selbst zu lieben, können wir den Versuch unternehmen, andere zu lieben. Buddhistische Geschichten über Tiere erinnern uns Menschen an unsere Tugenden und Schwächen. Sonawane nimmt diese Tradition wieder auf und erzählt von menschlicher Torheit, aber auch von Hoffnung und Erneuerung.

Prabhakar Kamble

Ausstellungen

The Image Multiplied, 2022, Art Heritage, Neu-Delhi (IN)

This is why we cannot title an exhibition after Love?, 2021/22, Gallery Art & Soul, Mumbai (IN)

The Wind, 2020, Gangneung Arts Center, Gangneung (KR)

61st National Exhibition of Art, 2019, Lalit Kala Akademi, Neu-Delhi (IN)

Working Practices: a collaboration with Clark House Initiative, 2018, The Showroom, London (UK)