12. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

Susana Pilar lebt und arbeitet in Enschede, NL, und Havanna, CU

Susana Pilar ist keine Künstlerin. Sie ist eine Frau – Schwarz, kubanisch, nicht perfekt und sterblich. Ihre Kunst ist nur eine Verkleidung unter vielen, in die sie schlüpft, um gehört und wahrgenommen zu werden. Kunst ist nur ein Vorwand, eine gut ausgearbeitete Verführungsstrategie, die es ihr ermöglicht, sich zu tarnen, um Paradoxien und Widersprüche aufzulösen und sich geschickt von einem Extrem ins andere zu bewegen.

Vor allem ist Pilar eine scharfsinnige Beobachterin, die sorgsam menschliches Verhalten und soziale Beziehungen analysiert (und sich als ausgebildete Anthropologin auf diesem Feld sicher bewegt). Vielleicht sind ihre Arbeiten deshalb immer auf ungelöste Konflikte fokussiert. In dieser Forschungsarbeit positioniert sie sich häufig selbst als Gegenstand des Experiments. Bewusst oder unbewusst vollzieht sie damit immer einen Drahtseilakt.

Das Drahtseil selbst ist nichts anderes als die reale, objektive, flexible und gefährlich instabile physische Entfernung, die zwei anscheinend feste Punkte miteinander verbindet (und trennt). Dieses Paradox – ein widersprüchlicher aber notwendiger Weg, vielleicht der einzig mögliche – bildet das Fundament von Pilars Praxis. Ihre Werke bewegen sich zwischen dem Persönlichen und dem Kollektiven, zwischen Leben und Tod, Glück und Traurigkeit, Beherrschung und Unterwerfung. Als Künstlerin getarnt, bewegt sie sich meisterhaft zwischen diesen grundlegenden Widersprüchen.

Die gegensätzlichen, beim Lösen von Konflikten entstehenden Gefühle ziehen sich durch ihr gesamtes Werk: Angst/Mut, Hoffnung/Verzweiflung, Zuversicht/Paranoia. Pilar setzt sich mit persönlichen, sozialen, historischen und politischen Themen auseinander, um genau jenen Moment zu beleuchten, in dem man sich der erschreckenden Distanz zwischen den beiden Polen des Drahtseils schmerzhaft bewusst wird.

Blanca Victoria López

Auf der 12. Berlin Biennale hält Susana Pilar einen Workshop.

Ausstellungen

Intersections, 2021/22, Galleria Continua – Les Moulins, Boissy-le-Châtel (FR)

Body Present, 2019, KIOSK, Ghent (BE) (solo)

Jardinera, 2018, Galleria Continua – Les Moulins, Boissy-le-Châtel (FR) (solo)

Dibujo Intercontinental, Galleria Continua, Havana (CU) (solo)

56th Venice Biennale: All the World’s Futures, 2015, La Biennale di Venezia, Venedig (IT)