Marta Popivoda/Ana Vujanović

Marta Popivoda/Ana Vujanović leben und arbeiten in Berlin, DE, und Belgrad, RS

 

Die Filmregisseurin Marta Popivoda und die Dramaturgin Ana Vujanović haben bereits bei Filmprojekten sowie bei Bühnen- und Tanzperformances zusammengearbeitet. Die Spannung zwischen Erinnerung, Geschichte und Ideologie zieht sich wie ein roter Faden durch diese Produktionen. Die Künstlerinnen nehmen mit besonderem Bezug zur Geschichte Jugoslawiens und zu Konzepten des Anthropozäns eine radikalfeministische Perspektive ein. In Landscapes of Resistance [Landschaften des Widerstands, 2021], Bodyscapes #1: Woman in Battle [Körperbilder #1: Frau im Kampf, 2019] und Freedom Landscapes [Freiheitslandschaften, 2018] entwickeln sie eine Landschaftsdramaturgie, die feministisches (her-)Storytelling mit den Schauplätzen antifaschistischer Erinnerung verbindet. Ihre von der Ablehnung der Zentralperspektive durch Kubismus und Konstruktivismus inspirierten Arbeiten beschreiben sie selbst als „Wortbilder“.

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Marta Popivoda/Ana Vujanović, Moss Does it Better (an eco-feminist meditation) [Moos macht es besser (eine ökofeministische Meditation)], 2022, 2-Kanal-Videoinstallation, Farbe,, Ton, ca. 18′, Videostill © Marta Popivoda/Ana Vujanović

Aus der Zusammenarbeit mit den Choreografinnen und Tänzerinnen Hana Erdman und Louise Dahl ging die 2-Kanal-Videoinstallation Moss Does It Better (an eco-feminist meditation) [Moos macht es besser (eine ökofeministische Meditation), 2022] hervor, die im schwedischen Naturschutzgebiet Orlången aufgenommen wurde. Erdman und Dahl treten inmitten der nicht-menschlichen Akteure des Gebietes auf, in einem Setting, in dem der menschliche Körper nicht im Mittelpunkt, sondern gleichrangig neben Moosen, Steinen, Bäumen und dem Sonnenlicht steht. Angeregt von den natürlichen Eigenschaften des Mooses – dieser wurzellosen, rhizoidartigen, einzelligen Pflanzenart, die sich mit ihre Entwicklung begünstigenden Elementen verbindet –, inszenieren und erzählen die Künstlerinnen den Lebensraum des Naturschutzgebietes als ein komplexes Netz miteinander verwobener lebender und atmender intelligenter Wesen. In der radikalen Verlangsamung von Bewegung und Zeit kommt die Weigerung zum Ausdruck, sich einer anthropozentrischen Zeitwahrnehmung zu fügen. Stattdessen wird der menschliche Körper wieder auf eine Erfahrung von Zeit eingestimmt, die jener der anderen Akteure des Waldes entspricht. Die Installation lädt auch dazu ein, die Wahrnehmung zu erweitern, kleine Einzelheiten zu entdecken und über die vielfältigen Weisen des In-der-Welt-Seins nachzudenken. Zugleich verkörpert sich in der kritischen Entschleunigung das antikapitalistische Prinzip der Postwachstumswirtschaft.

Rasha Salti

Ausstellungen

Bigger than Myself: Heroic Voices from ex-Yugoslavia, 2021, MAXXI – Museo nazionale delle arti del XXI secolo, Rom (IT)

Otvorit ću vrata ravno, ravno u vatru, 2019, Gallerija Nova, Zagreb (HR)

I’ll open the door straight, dead straight into the fire, 2019, State of Concept Athens, Athen (GR)

District, Berlin School Without Center *Moscow, 2018, MMOMA – Moscow Museum of Modern Art, Moskau (RS)