Künstler:innen
Birender Yadav
Birender Yadav lebt und arbeitet in Neu-Delhi, IN
287 Millionen Lese- und Schreibunkundige bilden in Indien eine demografisch marginalisierte Bevölkerungsgruppe. Der Daumenabdruck dient den Betroffenen als Identitätsnachweis, mit dem sie rechtlich bindende Dokumente abzeichnen, die sie nicht lesen können. Für Erased Faces [Ausgelöschte Gesichter, 2015] hat der Konzeptbildhauer Birender Yadav Arbeiter:innen aus Ziegelbrennereien gebeten, mit den Daumen Abdrücke auf ihre Porträts zu stempeln. Sie arbeiten im östlichen Uttar Pradesh unter lebensbedrohlichen Bedingungen in der indischen Bauindustrie. Die Verheißungen der Moderne wurden in Indien oftmals mit der Industrie als Motor zur Überwindung von Armut in Verbindung gebracht. Doch in Wirklichkeit sind ausbeuterische Praktiken gerade in jenem Industriezweig zutiefst verwurzelt, auf dem diese politische Utopie beruht. Üblicherweise werden Ziegelöfen von Landlosen in Schuldknechtschaft betrieben. Sie gehören Indigenen Bevölkerungsgruppen an, die von den britischen Kolonialherren vertrieben wurden und sich in nomadischer Lebensweise in Landwirtschaft und Bauindustrie verdingen. Da sie keinen dauerhaften Wohnsitz haben, fehlt ihnen der Zugang zu den einfachsten Ausweisdokumenten, mit denen sie ihre Existenz nachweisen könnten.
Die Installation Walking on the Roof of Hell [Auf dem Dach der Hölle gehen, 2016] besteht aus 30 Paar Khadau-Sandalen aus Holz, die Arbeiter:innen beim Betreten der Ziegelbrennöfen tragen, um die extreme Hitze aushalten zu können. Wenn sie diesen Belastungen jahrelang ausgesetzt sind, werden ihre Füße taub und hart wie Ziegel. Donkey Worker [Schuftende:r, 2015] zeigt einen Esel, der aus Daumenabdrücken von Wanderarbeiter:innen in Dehli zusammengesetzt wurde. Sie stammen aus Uttar Pradesh und Bihar. Yadav, selbst ein Sohn von Wanderarbeiter:innen, nimmt Bezug auf deren Kultur und Lebensgeschichten. Seine Werke stellen eine Art von persönlicher Geschichtsschreibung dar und dokumentieren das Leben der Subalternen, die häufig vergessen werden, wenn wir über das gegenwärtige Indien sprechen.
Sumesh-Manoj-Sharma
Ausstellungen
Constitutions, 2022, Leonard & Bina Ellen Art Gallery, Concordia University, Montreal (CA)
No Match For Politics, 2020, Anant Art Gallery, Neu-Delhi (IN) (online)
Collection of Undoings, 2019, 1X1 Art Gallery, Dubai (AE)
Allow Me A Letter, 2019, Mumbai Art Room, Mumbai (IN)
Here – There, 2017, Clark House Initiative, Mumbai (IN) (solo)
What you see when you see: The labour, local and urban inspiration, 2017, Bangalore Mirror Bureau, Bangalore (IN) (solo)