Asim Abdulaziz lebt und arbeitet in Aden, YE

Asim Abdulaziz ist bildender Künstler, Fotograf und Filmemacher. In seiner sich entwickelnden Praxis untersucht er die psychologisch-affektiven Auswirkungen des Lebens in einem von anhaltendem Krieg verwüsteten Land. So zeigt die Fotoserie Homesick [Heimweh, 2020] etwa jemenitische Frauen in zerstörten Innenräumen. Der Titel der Arbeit verweist einerseits auf die Sehnsucht nach einer Rückkehr zur Zeit vor dem Krieg, andererseits auf die heillose Entfremdung des Lebens in den endlosen Ruinen, die der politische Konflikt hinterlässt.

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Asim Abdulaziz, 1941, 2021, Video, Farbe, Ton, 4’43“, Videostill © Asim Abdulaziz

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Asim Abdulaziz, 1941, 2021, Video, Farbe, Ton, 4’43“, Videostill © Asim Abdulaziz

Der kurze Experimentalfilm 1941 (2021) erkundet das Gefühl von Desorientierung und Entfremdung, das zu den prägenden Erfahrungen von Jemenit:innen gehört. Abdulaziz fand heraus, dass Stricken für Frauen in den USA eine wichtige Möglichkeit darstellte, an den Kriegsanstrengungen während des Zweiten Weltkrieges teilzuhaben. Zugleich drängte sich ihm die Einsicht auf, wie absurd Stricken als Akt der Solidarität in Kriegszeiten im Jemen der Gegenwart erscheinen würde. Die charakteristische Wiederholung der Bewegung, mit der die Hände die Nadeln führen und den Wollfaden verknüpfen, lenkt von Gedanken über Vergangenheit und Zukunft ab und schließt die Strickenden in eine zeitlose Gegenwart ein. Indem er diese Praxis im Jemen inszeniert, umreißt Abdulaziz in einer verkörperten Metapher die alltägliche Erfahrung des Krieges, die in der Logik des Überlebens verhaftet ist und verhindert, dass man ein Bild von sich in einer selbstverwirklichten Zukunft entwerfen kann. Die Umkehrung der Geschlechterrollen betont die fremde Anmutung, die in der Durchführung dieser Aktion im Jemen liegt. Der Künstler hat zehn Männer aus ganz unterschiedlichen Generationen ausgewählt und sie beim Stricken mit roter Wolle in einem Wahrzeichen von Aden gefilmt, einem seit langer Zeit verlassenen und dem Verfall preisgegebenen Hindu-Tempel. Er hat sie entkleidet – die Männer sind oberkörperfrei, eine provokative Geste innerhalb einer prüden Kultur, mit der er die Absurdität des ganzen Vorganges noch unterstreicht. 1941 ist eine bildgewaltige und eingängige poetische Reflexion über den Imperativ des Krieges, keinen Anspruch auf die eigene Verfügung über Zeit und Selbst zu erheben.
Rasha Salti

Ausstellungen

Homesick – Art In Isolation, 2020, MEI Art Gallery, Washington, D.C. (US)

Ways of protest, 2020, Elysium Gallery, Swansea (UK)

Tell Me About Your Anxiety, 2020, Arsheef, Sana (YE) (online)

Turn of the Light, 2019, Arsheef, Sana (YE)

02 Exhibition, 2019, Roshan Art House, Aden (YE)