Alex Prager lebt und arbeitet in Los Angeles, US

In den Fotografien von Alex Prager geben Individualität und Gemeinschaft, Besonderheiten und Archetypen politische Einblicke in unser kollektives Leben. Die Künstlerin erinnert uns daran, dass alle Ängste, Hoffnungen, Berufe und Bestrebungen einer monumentalen und allegorischen Darstellung würdig sind; auf diese Weise sind ihre Menschenmengen egalitär. Sie zeigen, dass die eigene Angst, unterzugehen, nur ein Leben in einem Meer von Leben zu sein, tragisch, schön, mühsam, eine Quelle der Einheit und, wie die Fotografie selbst, reproduzierbar ist.

Die Inszenierung von Emotionen, sei es auf einer Straßenfotografie oder auf dem eigenen Gesicht bei der Ankunft im Büro, stellt einen Akt der Arbeit dar. Pragers Menschenmassen liegen die Regie über Hunderte von Statist:innen und die liebevolle Zusammenstellung ihrer Outfits, Posen und Interieurs zugrunde. Es ist die Arbeit, eine von vielen zu sein; die Arbeit, allein zu sein; die Arbeit, eine Gemeinschaft zusammenzutrommeln; die Arbeit, Fotografin zu sein. Es ist die Arbeit, im Leben selbst eine Szene festzuhalten, die zeigt, wer man wirklich ist.

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Alex Prager, Women Now [Frauen jetzt], 2018/22, Tapete, Maße variabel, Courtesy Alex Prager Studio; Lehmann Maupin, New York, Hong Kong, Seoul und London © Alex Prager

Wir könnten Pragers Menschenmassen mit demokratischen Studien über Klasse und Arbeit in Verbindung bringen wie August Sanders Antlitz der Zeit (1929) und Irving Penns Small Trades [Kleine Geschäfte,1950–51]. Auf enzyklopädische Weise zeigen beide reduzierte und frontal aufgenommene Bilder von Menschen mit Werkzeugen oder in Kleidern, die auf ihre jeweiligen Berufe hinweisen. Von Bruegels krawallartigen Szenen bis hin zu Sanders Zensur durch die Nazis haben Darstellungen der Handlungsfähigkeit oder des Innenlebens der Massen den Zorn der Eliten auf sich gezogen. Pragers zeitgenössische Menschenmengen, die voller Merkmale von Klasse, Gender, Beruf und Privileg (oder dem Mangel an Privilegien) sind, ziehen uns in ihren Bann und fordern uns dazu auf, über die sehr realen Auswirkungen von Kollektivität und Entfremdung nachzudenken.

William J. Simmons

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Alex Prager, Crowd #4 (New Haven) [Menschenmenge #4 (New Haven)], 2013/22, Tapete, Maße variabel, Courtesy Alex Prager Studio; Lehmann Maupin, New York, Hong Kong, Seoul und London © Alex Prager

Ausstellungen

Big West, 2022, LOTTE Museum of Art, Seoul (KR) (solo)

Oil. Beauty and Horror in the Petrol Age, 2021, Kunstmuseum Wolfsburg, Wolfsburg (DE)

Alex Prager: Farewell, Work Holiday Parties, 2020, LACMA – Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles (US) (solo)

Alex Prager, 2014, National Gallery of Victoria, Melbourne (AU) (solo)

No fashion, please!, 2011, Kunsthalle Wien, Wien (AT)