Über die Ausstellung

Lange Zeit waren die Länder im Globalen Süden nicht frei.
Sie konnten nicht selbst über ihre Politik bestimmen.

Der Globale Süden ist eine Gruppe von Ländern.
Früher wurden sie auch Entwicklungs·länder genannt.
Oder Schwellen·länder.
Diese Länder wurden und werden oft benachteiligt.

Europäische Länder haben zum Beispiel Afrika unter sich aufgeteilt,

aber auch viele Länder in Asien und Süd·amerika.
Sie haben über diese Länder bestimmt.
Und sie haben beschlossen:
Alles in diesen Ländern gehört ihnen.
Zum Beispiel Roh·stoffe und Boden·schätze.
Und auch alles andere.

Diese Ausbeutung heißt Kolonialismus.
Diese Zeit nennt man Kolonial·zeit.
Sie dauerte sehr lange.
Mehr als 500 Jahre lang.

Jetzt können die Länder im Globalen Süden selbst über ihre Politik bestimmen .
Aber die Folgen spürt man bis heute.
Kolonialismus hat alle Lebens·bereiche verändert.
Das Denken.
Und das Handeln.
Im Globalen Süden.
Aber auch in Europa.

Viele Menschen haben  in der Kolonial·zeit Gewalt erlebt.
Und auch danach gab es viele Formen von Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung.
So ist es bis heute.
Aber:
Wir wollen uns davon befreien.
Wir brauchen mehr Wissen.
Dann können wir auch unser Denken und Handeln verändern.
Wir können alte Vorurteile erkennen.
Wir können anders mit·einander umgehen.

Diesen Wunsch nach Veränderung gibt es seit einigen Jahren.
Man nennt ihn De·kolonisierung.
Denn das Denken und die Vorurteile aus der Kolonial·zeit sollen abgeschafft werden.
Dafür setzt sich auch Kader Attia ein.
Er ist Künstler, Denker und Aktivist.
Aktivist bedeutet:
Er setzt sich für seine Ziele ein.
Er macht sich dafür stark.
Und er spricht mit anderen Menschen immer wieder über seine Ziele.

Kader Attia schaut zurück auf mehr als 20 Jahre De·kolonisierung.
Er hat sich mit der Frage beschäftigt:
Wie kann man die Verletzungen aus der Zeit des Kolonialismus heilen?
Die Verletzungen einzelner Menschen.
Aber auch die Verletzungen in einer Gesellschaft.
In einem Land.
Oder auf einem ganzen Erd·teil.
Wie kann man für mehr Wissen sorgen?
Damit es weniger Vorurteile gibt.
Damit sich das Denken verändert.
Und:
Welche Rolle spielt die Kultur dabei?

Kader Attia ist der Kurator der 12. Berlin Biennale.
Sein Programm stellt viele Fragen zum Thema Kolonialismus und De·kolonisierung.
Alle suchen zusammen nach neuen Wegen.
Nach neuen Antworten auf die Frage:
Wie können wir uns um das Jetzt kümmern?

Das Heilen von Verletzungen aus der Kolonial·zeit steht im Mittelpunkt der 12.  Berlin Biennale.
Auch Kunst kann Verletzungen heilen.
Aber auch die Kunst war lange vom Kolonialismus geprägt.
Europäische Länder haben Kunst und Kunstschätze aus Ländern im Globalen Süden geraubt.
Sie haben diese Kunst in ihren Museen gezeigt.
In manchen Museen werden sie immer noch gezeigt.
Wie kann das repariert werden?
Und wie kann es eine Kunst ohne Kolonialismus geben?
Welche Rolle können dabei Frauen·bewegungen aus anderen Ländern spielen?
Wie hängen Kolonialismus und die Klima·krise zusammen?
Wie können wir uns gegen die Ausbeutung der Erde wehren?
Und kann uns altes Wissen dabei helfen?
Wie können wir die Erde besser schützen?

Die 12. Berlin Biennale zeigt Ausstellungen an verschiedenen Orten in Berlin.
Es gibt verschiedene Veranstaltungen.
Wir wollen uns aus·tauschen.
Und wir wollen zusammen Neues lernen.

Die 12. Berlin Biennale dauert vom 11. Juni bis zum 18. September 2022.
Sie ist ein Austausch zwischen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen.
Sie schauen gemeinsam auf die Welt.
Sie zeigen Widersprüche und Probleme auf.
Und sie zeigen:
Wie kann man Geschichte und Geschichten neu denken und neu erzählen?
Wie können wir gemeinsam die Zukunft verändern?