Programm
Re-connecting “Objects”
KW Institute for Contemporary Art
Auguststraße 69, 10117 Berlin
Englisch
Der Besuch ist ohne Voranmeldung möglich, der Eintritt ist frei.
Mit: Charles Nyiha, Elsa M’Bala, Lennon Mhishi, Laura Kloeckner, Lotte Arndt, Lucie Mbogni Nankeng, Lynhan Balatbat-Helbock, Marian Nur Goni, Rossila Goussanou, Sam Hopkins, Sophie Schasiepen, Stella Chiweshe, and La Villa Hermosa (Ayoh Kré Duchâtelet, Lionel Maes)
Wie kann der Umgang mit kolonialen Sammlungen durch handlungsorientierte Forschung verändert werden? An dem transnationalen Forschungsprojekt Re-connecting “Objects”: Epistemic Plurality and Transformative Practices in and beyond Museums [„Objekte“ (wieder) verbinden: Epistemische Pluralität und transformative Praktiken in Museen und darüber hinaus] sind drei afrikanische und zwei europäische Universitäten sowie zwei Museen (das Théodore Monod Museum of African Art in Dakar und das Pitt Rivers Museum in Oxford) beteiligt. Gemeinsam entwickeln sie neue Formen des Umgangs mit Artefakten und kulturellen Praktiken, indem sie symmetrische Strukturen der Zusammenarbeit und des Austausches aufbauen und von antikolonialem Widerstand und der Wissensweitergabe auf dem afrikanischen Kontinent lernen. Das Projekt setzt sich kritisch mit der Geschichte von Sammlungen aus kolonialen Kontexten auseinander. Es widmet sich der (Wieder-)Herstellung unterbrochener Wissensketten und erforscht multiple Formen des Bewahrens, der Handhabung und der Präsentation von „Objekten“ in afrikanischen und europäischen Museen. Durch multiperspektivische Verfahren und transformative Arbeit an Sammlungen soll die eurozentrische Wissensordnung aufgebrochen und die Hoheit über Expertise verlagert werden. Epistemische Vielfalt steht dabei im Mittelpunkt dieses Projektes. Das Brüsseler Grafikdesignstudio La Villa Hermosa entwickelt dafür eine digitale Forschungsplattform. Sie ermöglicht eine langfristige Kooperation, auch über geografische Distanz hinweg, stellt Verbindungen zwischen den untersuchten Artefakten her und dokumentiert ihre historische Entwicklung, ohne sie zu verdinglichen. Als transversales Arbeitsmittel wird sie von Forschenden auf verschiedenen Kontinenten aufgebaut.
Die Forscher:innen aus dem Senegal, Kamerun, Südafrika, Deutschland und Großbritannien arbeiten in engem Dialog mit Künstler:innen, Museumsfachleuten, Studierenden und gesellschaftlichen Akteur:innen. An den fünf Partnerinstitutionen tragen die individuellen Arbeiten der Wissenschaftler:innen zu dem übergreifenden Vorhaben von ortspezifischen Forschungsausstellungen in Oxford und Dakar während der Dak’art Biennale 2024 bei. Das Projekt entwickelt seine Form durch regelmäßige Workshops an allen beteiligten Orten, zu denen auch der Beitrag zur 12. Berlin Biennale gehört.
Re-connecting “Objects” ist ein Projekt der TU Berlin in Kooperation mit University of the Western Cape, South Africa, Université de Dschang, Cameroun, Institut fondamental de l’Afrique noire, IFAN, Dakar, Cheikh Anta Diop Université de Dakar, Sénégal, University of Oxford, Pitt Rivers Museum, United Kingdom, und wird gefördert von der Volkswagen Stiftung.
Freitag, 9.9.2022
19–21 Uhr
Ein dialogischer Anfang
Mit: Lennon Mhishi, Lotte Arndt, Lucie Mbogni Nankeng, Marian Nur Goni, Rossila Goussanou, Sam Hopkins, Sophie Schasiepen, La Villa Hermosa (Ayoh Kré Duchâtelet, Lionel Maes)
Mit mehreren Stimmen beleuchtet dieses Gespräch das gemeinsame Projekt der Teilnehmer:innen in Berlin und bringt die vielfältigen Komponenten in miteinander in Resonanz. Erörtert werden dabei auch die unterschiedlichen Herausforderungen, die unsere jeweiligen Infrastrukturen mit sich bringen.
Mittwoch, 14.9.2022
18–19:30 Uhr
Filmvorführung: Lokale Praktiken der Erhaltung, Aufwertung und Weitergabe von Wissen durch Objekte und kulturelle Ausdrucksformen in der Savannenregion des Kameruner Graslands
Französisch mit englischer Übersetzung
Mit: Albert Gouaffo, Lucie Mbogni Nankeng
In dieser Session stellen Dr. Lucie Mbogni Nankeng und Prof. Albert Gouaffo von der Universität Dschang in Kamerun einen in Arbeit befindlichen Dokumentarfilm vor. Der Film ist Teil eines umfassenderen Forschungsprojekts über Indigene Formen der Bewahrung, Weitergabe und Darstellung von Wissen durch Objekte, Kunst und Rituale kamerunischer Häuptlingsschaft. Er handelt von einem Archiv performativer Praktiken von Künstler:innen und Kunsthandwerker:innen und zeigt Begegnungen mit Häuptlingen und Patriarchen als Hauptträger eines spezifischen Wissens. Mit Performances, Texten und rituellen Gesten nimmt der Film Praktiken der Weitergabe von kulturellem und spirituellem Wissen jenseits von Kunstinstitutionen in den Blick. In dieser Session sollen neue Perspektiven und eine gemeinschaftlich-konstruktive Dynamik im Dialog mit den Gästen und dem Publikum anregt werden.
19:30–20 Uhr
Pause
20–22 Uhr
Klangperformance: Sonic Echoes
Englisch
Mit: Charles Nyiha, Elsa M’bala, Laura Kloeckner, Lennon Mhishi, Lynhan Balatbat-Helbock, Stella Chiweshe
Die von Lennon Mhishi, Lynhan Balatbat-Helbock und Laura Kloeckner kuratierte Klangperformance Sonic Echoes ist ein Mash-up, ein Remix und eine Jam-Session, die auf in kolonialen Einschlüssen gefangene Klangarchive und Klänge reagiert und deren Feuer beschwören und entfesseln soll. Anstatt kohärente Klanglinien oder Vermächtnisse zu rekonstruieren, wollen wir Praktiken der Genreverweigerung entwickeln, um die Zusammenhänge zwischen diesen archivierten Klängen zu verstehen. Wie kommunizieren sie mit anderen musealen „Subjekten“? Bleiben sie im Gleichklang? Wie können sie ihr klangliches Leben zurückgewinnen? Wir wollen kollektive und intuitive Methoden des kritischen Archivierens erforschen, um uns von persistenter versteinerter Gewalt zu befreien. Wir freuen uns, die Königin der Mbira-Musik aus Simbabwe, Stella Chiweshe, die kamerunische Klangkünstlerin, Musikerin und Performerin Elsa M’bala und den kenianischen Klangkünstler und Elektronikmusiker Charles Nyiha aus Großbritannien als Gäste zu begrüßen. In dieser Jam-Session verweben sie Klangfragmente mit Gesprächselementen, beleuchten das Archiv kritisch, remixen es und führen es auf, und produzieren Klangwellen, um Eingrenzungen, Mauern und Grenzen zu überwinden.
Diese Session wird in Zusammenarbeit mit dem partizipativen Archiv Colonial Neighbors von SAVVY Contemporary durchgeführt.
Organisiert von: Prof. Dr. Bénédicte Savoy (Projektleitung) und Dr. Lotte Arndt, Technische Universität Berlin; Prof. Dr. Ciraj Rassool und Dr. Sophie Schasiepen, University of the Western Cape; Prof. Dr. Albert Gouaffo und Dr. Lucie Mbogni, Université de Dschang; Dr. El Hadj Malick Ndiaye und Dr. Rossila Goussanou, Institut Fondamental d’Afrique Noire (IFAN), Théodore Monod African Art Museum, Université Cheikh Anta Diop de Dakar; Prof. Dr. Dan Hicks und Dr. Lennon Mishi, University of Oxford, Pitt Rivers Museum; Dr. Marian Nur Goni, Université Paris VIII; La Villa Hermosa (Ayoh Kré Duchâtelet, Lionel Maes)
Diese Präsentation ist Teil des Diskursprogramms der 12. Berlin Biennale. Ausgehend von der Restitutionsdebatte untersucht es, wie Kolonialismus und Imperialismus in der Gegenwart fortwirken.