Juste un mouvement [Just a Movement / Nur eine Bewegung]

  • 13.9.2022 Dienstag 20 Uhr

Babylon

Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin

Saal 2

Eintritt frei

Tickets sind online und an der Abendkasse erhältlich.

Regie: Vincent Meessen, (BE/FR) 2021, 108′′, auf Französisch, Mandarin und Wolof mit englischen Untertiteln

„Omar ist tot“, rief eine Stimme in Dakar am 11. Mai 1973. Ein junger militanter Philosoph und wortgewandter Maoist in Jean-Luc Godards La Chinoise (1967) hatte angeblich in seiner Gefängniszelle auf der Insel Gorée Selbstmord begangen. Seine Familie und seine Freund:innen glaubten kein Wort davon und verlangten, dass dieses politische Verbrechen aufgeklärt wird. Ein Gespenst geht um in der senegalesischen Hauptstadt, die selbst in Aufruhr ist. Just a Movement ist eine freie Neufassung von La Chinoise, die ihre Figuren fünfzig Jahre später in Dakar ansiedelt, die Handlung aktualisiert und eine Reflexion über das Verhältnis von Politik, Justiz und Erinnerung anbietet. Omar Blondin Diop wird dabei zur Schlüsselfigur. Mit dieser kinematografischen Geste, die zwischen Dokumentarfilm und gefilmtem Essay oszilliert und zirkuliert, hinterfragt Vincent Meessen den Senegal von gestern und heute und den nicht ganz so subtilen Neoimperialismus eines Chinas, das die weichen Kräfte von Bildung und Kultur nutzt, um in die Gegenwart und Zukunft des Senegal vorzustoßen. Dabei mischt es sich insbesondere in die Erinnerungsarbeit der Rückaneignung von Geschichte ein, eine Entwicklung, die im Film von dem senegalesischen Intellektuellen Felwine Sarr analysiert wird.

Vincent Meessens künstlerische und filmische Arbeit besteht aus einer Konstellation von Gestalten, Gesten und Zeichen, die ein polemisches und sensibles Verhältnis zur Geschichtsschreibung und zur Verwestlichung der Vorstellungswelt aufrechterhalten. Er dezentriert und  vervielfältigt Blicke und Perspektiven, um die vielfältigen Auswirkungen der kolonialen Moderne auf das Gefüge der zeitgenössischen Subjektivitäten zu erkunden. Sowohl in seiner Arbeit als Künstler als auch als Filmemacher nutzt er gerne kollaborative Prozesse, die die Autorität  des Autors untergraben und die Intelligenz von Kollektiven betonen. Meessen ist Mitglied von Jubilee, einer Plattform für Forschung und künstlerische Produktion.

Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Gespräch in englischer Sprache mit Vincent Meessen und Marie Helene Pereira (Mitglied des künstlerischen Teams der 12. Berlin Biennale) statt.