12. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

Messy Glossary

Begriff

Imperialismus

Texte

Vorgeschlagen von Raoul Zoellner

Imperialismus ist ein Spiel, das an extrem langen Tischen gespielt wird, in Hinterzimmern voller Männer und Megalomanie. Es erfordert mindestens einen Spieler und endet bestenfalls mit nur einem Spieler. Die Spielbretter sind faltbare Karten. Nimm einen Stift, um willkürlich Linien darauf zu kritzeln. Sei kreativ. Zeigt ein anderer Spieler die geringste Form von Zurückhaltung, verbünde dich mit Gegenspielern, reiß ihm seinen Stift aus der Hand und STECH IHN IHM IN DEN RÜCKEN. Momentum ist alles. Paranoia und Wahnvorstellungen sind deine treuesten Berater. Hör auf beide um zu erkennen, dass Moral und Regeln Fallen sind — aufgestellt von anderen an deinem Tisch. Bleib sauber und du hast am Ende selbst den Stift im Rücken. Mach dir die Hände schmutzig und der extrem lange Tisch gehört am Ende ganz allein dir. Man wird dich verewigen — du auf einem Pferd, beide in Bronze gegossen, irgendwo an einer Straßenecke — bis dein Reiterstandbild von ikonoklastischen Mobs besprüht und niedergerissen wird. Am Ende ist alles kaputt — bis neue Männer in neuen Hinterzimmern anfangen neue Linien zu kritzeln.