Yuyan Wang

Yuyan Wang lebt und arbeitet in Paris, FR

 

Die Arbeiten der Filmemacherin und multidisziplinären Künstlerin Yuyan Wang untersuchen Bilder am Ort ihrer Entstehung sowie die Atmosphäre, die von den Medienregimen der Aufmerksamkeitsökonomie kultiviert wird. Ihre sowohl poetischen als auch politischen Produktionen betonen die Vielfalt der Wirkungsmatrix zwischen Spannung und Aktion.

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Yuyan Wang, The Moon Also Rises [Auch der Mond geht auf], 2022, Full-HD-Video, Farbe, Ton, ca. 20′; Beleuchtungsanlage, Maße variabel, Recherchebild © Studio Drift

Für ihren avantgardistischen Ansatz des Bildrecyclings bedient sie sich aus so unterschiedlichen Quellen wie Horrorfilmen, der Wellnesskultur, Motivationsprogrammen (der sogenannten Wissenschaft vom Erfolg) und anderen „Texten“ des Alltags. Wangs Aneignungen fungieren als détournement, als eine Umleitung, die die Grundlage für komplexe, immersive Umgebungen bildet und die Funktionen und Bedeutungen der verwendeten Bilder umkehrt und untergräbt. Durch den Einsatz von Montage, Sound und Beschleunigung erzeugt sie abwechselnd Fokus durch Ablenkung und Mehrdeutigkeit durch Klarheit.

Für die 12. Berlin Biennale produzierte Wang die Arbeit The Moon Also Rises [Auch der Mond geht auf, 2022], die aus einer Ein-Kanal-Video- und einer Lichtinstallation besteht. Die Arbeit bezieht sich auf ein Projekt aus dem Jahr 2018, bei dem drei künstliche Monde über chinesischen Großstädten in eine Umlaufbahn geschossen werden sollten, um für kontinuierliches Tageslicht zu sorgen. In einer bedrückend beleuchteten Umgebung zeigen die Bilder lethargische Menschenmengen in Megastädten, die von leuchtenden Neonröhren umgeben sind, und Arbeiter:innen in LED-Fabriken, die in einer Art Trancezustand repetitive Aufgaben an einem Fließband ausführen.

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Yuyan Wang, The Moon Also Rises [Auch der Mond geht auf], 2022, Full-HD-Video, Farbe, Ton, ca. 20′; Beleuchtungsanlage, Maße variabel, Recherchebild © Caters news agency

Wang stellt die Auferlegung unerbittlichen Lichts als eine Form von kapitalistischem Autoritarismus und neokolonialer Kontrolle dar, die unerschöpfliche Produktivität verlangt und die durch den Verzicht auf Dunkelheit entstehenden ökologischen und menschlichen Schäden ignoriert. Das Projekt ist von Édouard Glissants Forderung nach einem Recht auf „opacité“ inspiriert, auf Undurchsichtigkeit, einer Form des postkolonialen Widerstandes.

Noam Segal

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Yuyan Wang, The Moon Also Rises [Auch der Mond geht auf], 2022, Full-HD-Video, Farbe, Ton, ca. 20′; Beleuchtungsanlage, Maße variabel, Videostill © Yuyan Wang

Ausstellungen

65e Salon de Montrouge, 2021, Paris (FR)

Tabula Rasa Tablet, 2021, Tabula Rasa Gallery, Peking (CN) (online)

Panorama 22. Les sentinelles, 2020/21, Le Fresnoy – Studio national des arts contemporains, Tourcoing (FR)

Primitive People, 2018, Centre d’art Ange Leccia, Oletta (FR)

I don’t even understand, 2016, L’École nationale supérieure des beaux-arts de Paris, Paris (FR) (solo)

The guide has been rectified, 2014, Community Art Space, Hangzhou (CN) (solo)