Künstler:innen
Tammy Nguyen
Tammy Nguyen lebt und arbeitet in Easton, US
In meiner künstlerischen Arbeit erkunde ich Widersprüche und Wirrungen. Ich schaffe Erzählungen und Bilder, in denen geopolitische, ökologische und spirituelle Themen aufeinandertreffen. Meine Kompositbilder locken die Betrachter:innen aus ihrer Komfortzone heraus und verleiten sie dazu, sich diese eigenen und speziellen Bilder lange und genau anzuschauen.
Tammy Nguyen, Jesus takes up his Cross [Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern], 2022, Aquarell, Vinylfarbe, Pastell, Blattmetall auf Papier, auf Leichtschaumplatten gespannt und auf Holzrahmen montiert, 167,6 × 139,7 cm , Courtesy Lehman Maupin, New York, Hong Kong, Seoul, London © Tammy Nguyen, Foto: Chris Gardner
Die vierzehn für die 12. Berlin Biennale neu entstandenen Gemälde zeigen die Stationen des Kreuzweges. Inspiriert ist die Serie von einem katholischen Park in einem vietnamesischen Flüchtlingslager auf Pulau Galang, einer kleinen Insel des Riau-Archipels in Indonesien. In diesem Park steht für jede Kreuzwegstation eine goldene Statue. Der Katholizismus ist zwar ein koloniales Erbe, doch er bietet vielen Vietnames:innen Erlösung und ein echtes und lebendiges Gebet. Es ist so paradox wie bezeichnend, dass diese Geflüchteten in ihrem Streben nach Freiheit und Demokratie im „Westen“ durch jene Schrift ermutigt wurden, die mehrere Kolonialkampagnen westlichen Ursprungs begleitet hat.
Nach dem antiken christlichen Gelehrten Origenes verwandeln sich Engel, die sich der Sünde zugewandt haben, in Insektenschwärme. In der Umgebung von Pulau Galang wimmelt es nur so von Insekten, und so wird meine Darstellung des katholischen Epos gänzlich von einer wilden und ursprünglichen tropischen Landschaft eingenommen. Diese ist nicht nur von Insekten, sondern auch von anderen Tieren und Pflanzen bevölkert, die von ihrem eigenen freien Willen beseelt zu sein scheinen. In den vierzehn Bildern verschlingen die Tropen das Christentum und stellen die Welt mit einer anderen Logik von Figur und Vordergrund neu dar. Die zentrale Geschichte – die Kreuzigung Christi – wird verschleiert, so dass die betrachtenden Augen in Bewegung bleiben und in der vertrauten Geschichte zwar einen Sinn suchen, aber weder Trost noch Ruhe finden.
Tammy Nguyen
Tammy Nguyen, Jesus meets his Mother [Jesus begegnet seiner Mutter] (Detail), 2022, Aquarell, Vinylfarbe, Pastell, Blattmetall auf Papier, auf Leichtschaumplatten gespannt und auf Holzrahmen montiert, 167,6 × 139,7 cm, Courtesy Lehman Maupin, New York, Hong Kong, Seoul, London © Tammy Nguyen, Foto: Chris Gardner
Ausstellungen
Wonder Women, 2022, Jeffrey Deitch, New York City (US)
Greater New York 2021, MoMA PS1, New York City (US)
O, 2021, FiveMyles, New York City (US) (solo)
Freehold, 2021, Smack Mellon, New York City (US) (solo)
Spring Break Art Fair 2020: Neo-Ornamentalist Redux, 2020, New York City (US)
Cave Matter, 2020, Hesse Flatow, New York City (US) (solo)