Susan Schuppli lebt und arbeitet in London, UK

 

Am 29. November 1990 fanden Bauarbeiter:innen den erstarrten Leichnam des 17-jährigen Salteaux Neil Stonechild in einem Industriegebiet in Saskatoon, Kanada. Wie sich später herausstellte, wurde er Opfer einer sogenannten Starlight-Tour. Bei dieser illegalen Polizeipraxis bringen Polizist:innen festgenommene Indigene Menschen nicht aufs Revier, sondern setzen sie in abgelegenen Gegenden ab, um sich Schreibarbeit zu ersparen. Bei Minusgraden führt das oft zu Unterkühlung mit Todesfolge. In Freezing Deaths & Abandonment Across Canada [Ausgesetzt und erfroren in Kanada] untersucht Susan Schuppli eine Reihe derartiger Todesfälle und den Umstand, dass die Behörden Zeug:innenaussagen von Überlebenden wie den Brüdern Rob und Joel Houle von der Swan River First Nation nicht zur Kenntnis nehmen. Das Wetter dient als Mordwaffe, aber Ursache der Tat ist struktureller Rassismus. Rassifizierte Personen werden bei Festnahmen oft misshandelt.

 

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Susan Schuppli, Freezing Deaths & Abandonment across Canada [Kanada: ausgesetzt und erfroren], aus der Serie: Cold Cases [Kalte Fälle], 2021-22, Video, Farbe, Ton, 31’55“, Videostill © Susan Schuppli

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Susan Schuppli, Weaponizing Water Against Water Protectors [Wasser als Waffe gegen Wasserschützer:innen], aus der Serie Cold Cases [Kalte Fälle], 2021–22, Video, Farbe, Ton, 18′33′′, Videostill © Susan Schuppli

In Icebox Detention Along The Us-Mexico Border [Kältehaft an der Grenze zwischen den USA und Mexiko] befasst sich Schuppli mit einem weiteren Fall, in dem Kälte als Waffe eingesetzt wird. Migrant:innen, die über die Südgrenze in die USA zu gelangen versuchen, werden in eiskalten Zellen der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde festgehalten und davon abgehalten, Asyl zu beantragen, indem man ihnen eine gleichermaßen kalte Unterbringung in den Einrichtungen der US-Einwanderungsund Zollbehörde androht. Weaponizing Water Against Water Protectors [Wasser als Waffe gegen Wasserschützer:innen] thematisiert den Einsatz von Wasserwerfern gegen Demonstrant:innen an der Dakota Access Pipeline bei Backwater Bridge im Norden des Standing Rock Sioux Reservats. Dort war es so kalt, dass sich an den von den Behörden errichteten Stacheldrahtbarrikaden Eiszapfen bildeten. Mehr als 300 Protestierende mussten wegen Unterkühlung behandelt werden.

Alle diese Arbeiten sind Teil der Serie Cold Cases [Kalte Fälle, 2021–22], in der Schuppli die Mehrdeutigkeit des Adjektivs „cold“ beleuchtet, das auch ungeklärte Kriminalfälle bezeichnet, und die thermischen Folterungen der Gleichgültigkeit und Apathie zur Last legt, mit der weiße Indigenen und rassifizierten Menschen begegnen.

Ana Teixeira Pinto

Ausstellungen

Ex-post, 2022, Artspace Aotearoa, Auckland (NZ)

Toronto Biennial of Art 2021, 2022, Toronto (CA)

The Ocean, 2021, Bergen Kunsthall, Bergen (NO)

im/possible images, 2021, Lothringer 13 Halle – Ein Kunstraum der Stadt München, München (DE)

The Coming World: Ecology as the New Politics 2030–2100, 2019, Garage Museum of Contemporary Art, Moskau (RS)

15th Venice Biennale of Architecture: Reporting from the Front, 2016, La Biennale di Venezia, Venedig (IT)

Evidence on Trial, 2014, Stroom Den Haag, Den Haag (NL) (solo)