12. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

Ngô Thành Bắc lebt und arbeitet in Hanoi, VN

Ngô Thành Bắcs Trồng Cây Chuối – Headstand [Kopfstand, 2007/22] ist Teil seiner langjährigen Serie performativer Arbeiten im öffentlichen Raum, die sich mit den historischen und politischen Schattierungen einer Landschaft auseinandersetzt. Sie entstand 2007 während des Performancekunstfestivals The Sneaky Week, das von Künstler:innen organisiert wurde und in Hanoi, Hue und Ho-Chi-Minh-Stadt stattfand. Ngô suchte wichtige Denkmäler in Hanoi auf und führte vor ihnen Kopfstände aus. Die Monumente spiegeln unterschiedliche historische Schichten: Er wählte unter anderem die Statue Lý Thái Tổs aus, eines Kaisers aus dem 11. Jahrhundert, den Hoà Phong Turm, eine buddhistische Kultstätte, den Tonkin Palast, der ein Überbleibsel des französischen Kolonialismus ist, und eine Statue Lenins. Mit der politisch provokativen Geste stellt der Künstler die Bedeutung dieser lieux de mémoire [Erinnerungsorte] für das Alltagsleben infrage und schafft zugleich eine poetische, lebende Skulptur, die auf die Zeit und die jeweiligen Orte reagiert.

Ngô vertritt die Auffassung, dass wir Menschen in den Zustand einer tiefen Amnesie verfallen sind, um die moderne, kapitalistische Welt ertragen zu können. Diese Amnesie zwingt uns, die Vergangenheit hinter uns zu lassen, während wir der Zukunft entgegeneilen. Die langsame, meditative Performance stellt den Versuch der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit dar, der Sinngebung in der Gegenwart und des Neuentwurfs der Zukunft. Im Rahmen der 12. Berlin Biennale sucht Ngô weitere bedeutsame Orte auf und inszeniert seine Kopfstandperformances als subtile Interventionen in vielschichtige historische Überbleibsel.

Đỗ Tường Linh

Ausstellungen

Nhà Sàn Collective – Skylines with Flying People 4, 2020, Hanoi (VN)

Nhà Sàn Collective – Inorderly Departure, 2017, Nhà Sàn Collective Art Space, Hanoi (VN)

Nhà Sàn Collective – 15+ Anniversary, 2014, The House on Mountain, Hanoi (VN)