Moses März lebt und arbeitet in Berlin, DE

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Moses März, verschiedene Arbeiten auf Papier, 2021-22, Installationsansicht, 12. Berlin Biennale, Akademie der Künste, Pariser Platz, 11.6.–18.9.2022, Foto: dotgain.info

Mein Interesse an Kartografie geht aus meiner redaktionellen Arbeit für die Chimurenga Chronic, einem panafrikanischen Literaturmagazin mit Sitz in Kapstadt, Südafrika, und meiner Auseinandersetzung mit Édouard Glissants Philosophie der Relation hervor. Die Übersetzung von Texten in Linien, Bilder und Zitate ermöglicht es mir, das Erzählen von Geschichten mit einer Forschungspraxis zu kombinieren, die an ein breites Publikum gerichtet ist und auf Intuition beruht. In mehreren Chimurenga-Projekten wie On Circulations and the African Imagination of a Borderless World [Über Zirkulationen und die afrikanische Imagination einer Welt ohne Grenzen, 2018] und Imagi-Nation Nwar (2021) haben wir diese Methode verwendet, um individuelle und kollektive Bewegungen radikaler Schwarzer Intellektueller nachzuzeichnen, die sich für alternative Gemeinschaftsformen jenseits des euroliberalen Modells eingesetzt haben. Diese Art von Kartierung löst eine moderne Form ab, die auf Abtrennung und undurchlässigen Kategorien, Genres und Grenzen beruht. Sie zielt darauf ab, die Welt aus einer von nicht-westlichen Ontologien inspirierten Perspektive wahrzunehmen, die Dinge von den Beziehungsgeflechten her betrachtet, aus denen und durch die sie entstehen. Für Glissant ist eine relationale Imagination politisch von einer Sensibilität gegenüber „allen Differenzen auf der Welt“ und dem Einsatz für ihren Schutz geprägt. Indem meine Karten danach fragen, inwieweit diese Art der Relationalität einen gemeinsamen theoretischen Ort entstehen lassen kann, an dem sich dekoloniale Bewegungen gegen Rassismus, Kapitalismus, patriarchale Gewalt und Umweltzerstörung begegnen können, entwickeln sie Glissants Denken weiter.

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Moses März, Community (Detail), 2021-22, Wachmalstift, Bleistift und Collagen auf Papier, ca. 210 x 300 cm © Moses März, Foto: Eric Tschernow

Die Karten, die bei der 12. Berlin Biennale gezeigt werden, zeichnen die Kontinuitäten und Brüche dessen nach, was aus dekolonialer Perspektive als deutsche Variante der „Kolonialität der Macht“ bezeichnet wird. Vor diesem Hintergrund widmen sie sich den sich überschneidenden Spuren diverser historischer und gegenwärtiger Bewegungen in und um Berlin, die dieser Macht widerstehen.

Moses März

Ausstellungen

Elsa M’bala + Moses März: im*possible bodies, 2019, Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt/Main (DE)

Imagining a Politics of Relation: Glissant’s Border Thought and the German Border, 2019, Tydskrif vir Letterkunde 56, University of Pretoria, Pretoria (ZA)

On Circulations and the African Imagination of a Borderless World, 2018, Kartographie- Editor, Sonderausgabe von Chimurenga Chronic, Manifesta 12: The Planetary Garden. Cultivating Coexistence, Manifesta – The European Nomadic Biennial, Palermo (IT)

Berlin-Kapstadt, 2018, Editor, 1. Ausgabe von Mittel und Zweck, veröffentlicht als Outreach-Projekt von RTG Minor Cosmopolitanisms, Berlin (DE)

Who Killed Kabila I, 2017, Kartographie-Editor, Ausstellungskatalog als Teil von Cosmopolis #1, Le centre national d’art et de culture Georges-Pompidou, Paris (FR)