Khandakar Ohida lebt und arbeitet in Kolkata, IN

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Khandakar Ohida, Dream Your Museum [Erträume dir dein Museum], 2022, Kurzfilm, Farbe, Ton,16′; Metallkisten, verschiedene Gegenstände, Sitzmatten, Maße variable, Recherchebild © Khandakar Ohida

Khandakar Ohida verfügt über eine große Sensibilität für die soziopolitischen Hierarchien, die die Identitäten auf dem Land lebender Menschen prägen. In Dream Your Museum [Erträume dir dein Museum, 2022] untersucht sie die Bedingungen von Kapital und Klassenprivilegien sowie das Fortbestehen kolonialer Strukturen, die bestimmte Körper von der Teilhabe an offiziellen Orten des Archivierens ausschließen. Die Künstlerin setzte sich mit der Geschichte ihres Onkels Khandakar Selim auseinander, eines manischen Sammlers, der im Laufe von 47 Jahren unzählige Gegenstände in seinem Haus angehäuft hat. In ihrer Installation rekonstruiert und verdichtet die Künstlerin diese Sammlung zu einer Art Museum der Erinnerungsstücke. Dabei stellen sich jedoch einige Fragen: Darf ein Briefmarkenalbum neben alten Schnapsflaschen ausgestellt werden? Sind mit Nägeln gefüllte Gläser und Plastiktüten akzeptable Museumsexponate? Was verrät die Anwesenheit verschiedener heiliger Schriften in einem sehr speziellen Zuhause über ein Land, das von sektiererischen Ängsten erschüttert wird?

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Khandakar Ohida, Dream Your Museum [Erträume dir dein Museum], 2022, Installationsansicht, 12. Berlin Biennale, Akademie der Künste, Pariser Platz, 11.6.–18.9.2022, Foto: dotgain.info

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Khandakar Ohida, Dream Your Museum [Erträume dir dein Museum], 2022, Kurzfilm, Farbe, Ton,16′; Metallkisten, verschiedene Gegenstände, Sitzmatten, Maße variable, Recherchebild © Khandakar Ohida

Weit entfernt von den durch nationalistische Denkweisen geprägten institutionellen Räumen nutzte ihr Onkel Selim Metallkisten als Depots für sein häusliches Museum. Als Aufbewahrungsbehälter sind sie in den Haushalten der Mittelschicht Südostasiens nahezu allgegenwärtig. Die Idee der Organisation wird hier jedoch zugunsten eines nichtlinearen Zeitbezugs verworfen, da die Objekte über Kontexte hinwegspringen und allen derselbe Wert beigemessen wird. Als Werk eines Amateurs untergräbt das mobile Museum unwissentlich die Autorität, die Überwachung und die Anfassverbote konventioneller Museen. Die Betrachter:innen sind eingeladen, Selims Kisten in aller Ruhe zu durchstöbern und der kindlichen Neugier eines zurückhaltenden Außenseiters zu begegnen, der zu träumen wagte.

Dream Your Museum beleuchtet den Gegensatz zwischen postkolonialen Vorstellungen des Bewahrens und der kleinen Welt eines muslimischen Landbewohners in Indien. Im Kurzfilm zur Installation erschafft das Gespräch zweier Personen im Zusammenspiel mit den Exponaten eine von der regen Fantasie des Sammlers beseelte Traumwelt.

Najrin Islam

Ausstellungen

VAICA – Video Art by Indian Contemporary Artists: Part II, 2021, Dr. Bhau Daji Lad Mumbai City Museum, Mumbai (IN)

Call to Disorder, 2019, Serendipity Arts Festival, Goa (IN)

VAICA – Video Art by Indian Contemporary Artists, 2019, Kiran Nadar Museum of Art (online) und Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Mumbai, Mumbai (IN)

Ahang, 2019, Alliance Française de Lahore, Lahore (PK) und Pakistan National Council of the Arts, Islamabad (PK) und Alliance Française de Karachi, Karachi (PK)

Students Biennale, 2016, Kochi-Muziris Biennale, Kochi (IN)