Driss Ouadahi lebt und arbeitet in Düsseldorf, DE

 

 

Driss Ouadahi wurde wenige Jahre nach der Gründung der Nationalen Befreiungsfront (FLN, 1954) geboren, in der sein Vater eine führende Rolle spielte. Ouadahi schafft Gemälde und konstruiert ein politisches Imaginäres, in dem er sich mit den überall in Algerien zu findenden Ruinen auseinandersetzt, insbesondere mit nicht fertiggestellten Gebäuden, die in der heutigen Landschaft des Landes allgegenwärtig sind.

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Driss Ouadahi, Carcasse (Heimat), 2005, Öl auf Leinwand, 200 × 240 cm © Driss Ouadahi, Foto: Amir Ouadahi

 

Mit seinen abstrakten architektonischen Formen erinnert Ouadahis Werk an charakteristische Strukturen des sozialen Wohnungsbaus in Algerien. Die Betrachter: innen werden nach und nach in eine Spiegelung hineingezogen und so zu einer Auseinandersetzung mit dem Blick und Überwachung angeregt. Muster erlauben Zugang zu Erzählungen und gegenwärtigen Realitäten der Politiken von Klasse, Religion, Rassisierung und Identität. Die auf ihre Grundstruktur reduzierte Architektur kann mit der digitalen Cloud in Verbindung gebracht werden, Herrin über all unsere Daten, die hier ebenso dargestellt sein könnte – als Raum für Archivierung, aber vor allem als Raum für effektive Überwachung. Als transparente Schleier oder gar Fischernetze gedacht, laden uns diese Gemälde dazu ein, die Arten und Weisen zu betrachten, in denen machtvolle politische Entitäten algorithmische Herrschaft ausüben und die Welt repräsentieren.

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Driss Ouadahi, Néon [Neon], 2016, Öl auf Leinwand, Diptychon, Gesamtmaße 200 × 300 cm, je 200 × 150 cm, Courtesy Hosfelt Gallery, San Francisco © Driss Ouadahi, Foto: Martin Wittwer

Könnten wir, vom Standpunkt der Betrachter:innen aus, Ouadahis Oeuvre als Darstellung unserer politischen, sozialen und ökonomischen Randbereiche verstehen? Und wenn ja, inwieweit können wir ein singuläres Zentrum zu einer Vielheit an Zentren hin verschieben, die auf der jeweils eigenen Perspektive und dem eigenen Kontext basieren? Die Kombination aus Gemälde und Architektur in diesen Werken gibt uns Werkzeuge an die Hand, die uns die Tiefe des kolonialen Projekts und dessen strukturelle Manifestationen verstehen lassen.

Marie Helene Pereira

Ausstellungen

Where We Are: Hosfelt Gallery at 25 Years, 2021, Hosfelt Gallery, San Francisco (US)

Under Construction I & II, 2021, Lawrie Shabibi, Dubai (AE) (solo)

Revisited Spaces, 2020, Hosfelt Gallery, San Francisco (US) (solo)

Class Relations – Phantoms of Perception, 2018, Kunstverein in Hamburg, Hamburg (DE)

Un œil ouvert sur le monde arabe, 2018, Institut du monde arabe, Paris (FR)