12. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

 Đào Châu Hải lebt und arbeitet in Hanoi, VN

Đào Châu Hải ist einer der führenden vietnamesischen Bildhauer der Zeit nach dem Đổi Mới, den marktwirtschaftlichen Reformen des Jahres 1986. Er schloss sein Studium an der Moskauer Surikov-Hochschule für Kunst im Jahr 1979 ab und gehört zur letzten Generation von Formalist:innen in Vietnam, die stark unter dem Einfluss der Ästhetik des Ostblocks stand. Auf seiner Suche nach der idealen konstruktiven Form innerhalb der Grenzen von Technologie arbeitet er mit natürlichen ebenso wie mit industriell hergestellten Materialien.

Die 2010 entstandene Arbeit Ballad of the East Sea [Die Ballade vom Ostchinesischen Meer] schuf Đào nach einer Reise zu jenem Seitenarm des Pazifiks, der zum Gegenstand gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen den Anrainerstaaten geworden war. Für die 12. Berlin Biennale überarbeitete er dieses Werk so, dass es Fragen von Grenzkriegen und Migration wieder aufgreift, die für die Gegenwart so drängend sind wie eh und je. Đàos unerbittlicheWiederholung dünner, scharfer Kanten suggeriert Gefahren und Gewalt, die dem ersten Eindruck von Meereswellen oder Meeresoberfläche nicht entsprechen. Die konstruktive Qualität der Eisenplatten nimmt Bezug auf die frühe Industrialisierung mit ihren Arbeitsmaschinen, Transportsystemen und ihrer Waffentechnik. Das Material selbst ist sorgfältig arrangiert, um eindrucksvolle Muster und Rhythmen zu erzeugen. Ballad of the East Sea fängt die dunkle Geschichte der menschlichen Konflikte durch die Sprache der Objekte ein, die so subtil und poetisch wie erschreckend und großartig sind.

Đỗ Tường Linh

Ausstellungen

United, 2011, Viet Art Center, Hanoi (VN)

Ballad of East Sea, 2010, Viet Art Center, Hanoi (VN)

Four Gods of Nature, 2007, Viet Art Center, Hanoi (VN) (solo)

Tứ pháp, 2004, Viet Art Center, Hanoi (VN) (solo)

Every River is flowing, 1998, Vietnam National Fine Arts Museum, Hanoi (VN)

New Space, 1997, Vietnam National Fine Arts Museum, Hanoi (VN)