Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme leben und arbeiten in New York City, US, und Ramallah, PS

Über die Eigenschaften des Klangs versuchen Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme die menschliche Erfahrung zu durchdringen und sie zu erweitern. In einem komplexen visuellen, textlichen, installativen und performativen Werk öffnen sie immer wieder Räume für eine mehrschichtige Zeitlichkeit und unterschiedliche Formen von Anwesenheit.

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Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme, Oh Shining Star Testify [Oh heller Stern bezeuge], 2019/22, Installationsansicht, 12. Berlin Biennale, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, 11.6.–18.9.2022, Foto: Laura Fiorio

Abbas’ und Abou-Rahmes Arbeit beruht auf der Lebenserfahrung in den besetzten palästinensischen Gebieten. Sie erzählt von einer dauerhaften Realität der Trauer, berichtet von der Trennung vom Erbe, von Verleugnung und Auslöschung. Die repetitiven Strukturen ihrer ortsspezifischen Installationen evozieren die ewige Wiederkehr zerstörter Ortschaften und besetzter Orte, in denen die Freiheit eingeschränkt und Kontinuität und Nähe unterbunden wurden. Sie setzen Script- und Coding-Techniken neu und anders ein, bringen dabei die Nuancen zwischen Körperlichkeit und Virtualität zum Ausdruck und verweisen auf eine Form der Anwesenheit, die zwischen Existenz und Verschwinden changiert; eine Realität, in der die Spuren des Anwesenden ständig infrage gestellt, gelöscht und annulliert werden.

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Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme, Oh Shining Star Testify [Oh heller Stern bezeuge], 2019/22, Installationsansicht, 12. Berlin Biennale, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, 11.6.–18.9.2022, Foto: Laura Fiorio

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Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme, Oh Shining Star Testify [Oh heller Stern bezeuge], 2019/22, Installationsansicht, 12. Berlin Biennale, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, 11.6.–18.9.2022, Foto: Laura Fiorio

Wo Existenz allein den Anlass ihrer Auslöschung liefert, funktioniert die Auslöschung selbst als Beweis der Existenz. Ein zerstörerischer Teufelskreis, ein Feedback-Loop, die Ausradierung einer Identität, eines Erbes, einer Existenzgrundlage, eines Vermächtnisses, der Erinnerung, der Kultur, der Freizügigkeit und des Wohlbefindens. Die Künstler:innen übersetzen die vom Staat angestrengten Versuche, geschichtslose Wesen zu schaffen, in einen lebendigen Korpus, der nach einer Neubewertung der Dichotomie zwischen der An- und der Abwesenheit verlangt.

Auf der 12. Berlin Biennale ist die Arbeit Oh Shining Star Testify [Oh heller Stern bezeuge, 2019/22] zu sehen, die Aufnahmen von Überwachungskameras des israelischen Militärs zeigt. Am 19. März 2014 überschritt der 14-jährige Yusef Al-Shawamreh die israelischen Sperranlagen, um Akkoub zu sammeln, eine essbare Pflanze, die in der palästinensischen Küche eine große Rolle spielt. Akkoub zu pflücken ist in Israel verboten, seit die Pflanze unter Naturschutz gestellt wurde – eine Entscheidung, die angesichts der kulturellen Bedeutung der Pflanze eindeutig auf Palästinenser:innen abzielt. Nachdem er die Absperrungen zum israelischen Westjordanland überschritten hatte, wurde Al-Shawamreh von israelischen Kräften erschossen.

Oh Shining Star Testify verwebt aufgenommene Fragmente alltäglicher Ausradierungen mit performativen Akten der möglichen Rückkehr und des Aufstands.

Noam Segal

Ausstellungen

Homesick – Art In Isolation, 2020, MEI Art Gallery, Washington, D.C. (US)

Ways of protest, 2020, Elysium Gallery, Swansea (UK)

Tell Me About Your Anxiety, 2020, Arsheef, Sana (YE) (online)

Turn of the Light, 2019, Arsheef, Sana (YE)

02 Exhibition, 2019, Roshan Art House, Aden (YE)