Ammar Bouras lebt und arbeitet in Algier, DZ

„Ich habe den Krieg nicht erlebt; ich bin ein Produkt der algerischen Unabhängigkeit,“ sagt der Künstler Ammar Bouras, der zwei Jahre nach der Befreiung seines Landes von Frankreich geboren wurde. Seit nunmehr drei Jahrzehnten setzt er sich in seinem umfangreichen Werk kritisch mit Geschichte und Erinnerung auseinander und befasst sich mit der politischen Situation in Algerien.

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Ammar Bouras, 24°3′55″N 5°3′23″E, 2012/22, Fotografie, 84 x 200 cm © Ammar Bouras

Auf der 12. Berlin Biennale ist seine aus Fotografien und einem Video bestehende Installation 24°3′55″N 5°3′23″E (2012/17/22) zu sehen. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf die Koordinaten des sogenannten Unfalls von Beryl, einer Explosion, die sich am 1. Mai 1962 bei unterirdischen Kernwaffentests des französischen Militärs in der algerischen Wüste nahe der Ortschaft In Ekker ereignete. Bouras verweist in seiner Beschäftigung mit dieser totgeschwiegenen Katastrophe auf die Verantwortlichkeiten des französischen und des algerischen Staates sowie auf den Einfluss der Menschen auf den von ihnen denaturierten Raum. In einem fotografischen Mosaik setzt er per Montage den Granitberg Taourirt Tan Afella mit Aufnahmen aus verschiedenen Perioden und Blickwinkeln neu zusammen und zeigt so, dass Geschichte aus vielen Fragmenten individueller und kollektiver Erinnerung besteht. Mit Resonanz und Widerhall hinterfragt Bouras’ Installation die Bilder und deren Fähigkeit zur Darstellung historischer Ereignisse. Auch sechzig Jahre nach der Unabhängigkeit Algeriens ist die Geschichte nicht bewältigt.

Karima Boudou

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Ammar Bouras, 24°3′55″N 5°3′23″E, 2012/22, Fotografie, 84 x 200 cm © Ammar Bouras

Ausstellungen

Un œil ouvert sur le monde arabe, 2018, Institut du monde arabe, Paris (FR)

Vu d’Alger, 2018, Galerie Richard, Paris (FR)

Le noir et le bleu, un rêve méditerranéen, 2013, Mucem – Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée und Marseille-Provence 2013, Marseille (FR)

24°3′55″N – 5°3′23″E. Photographies, vidéo et volumes, 2012, L’Espace d’Art Contemporain, El Achour (DZ) (solo)

Sharjah Biennial 10: Plot for a Biennial, 2011, Sharjah (AE)